Eigentlich wollte ich lange \u00fcberlegen, welchen Film ich hier als erstes vorstelle. Meine Lieblingsfilme wechseln st\u00e4ndig und etwas themenrelevantes ist mir zu langweilig. Mh. Spontan ist immer gut, daher habe ich jetzt\u00a0Das Fenster zum Hof<\/em>\u00a0ausgesucht. Das ist mir gestern eingefallen, als mir mal wieder die Nachbarn von gegen\u00fcber ins Schlafzimmer starrten. Ich sollte wirklich langsam Vorh\u00e4nge anbringen.\u00a0 Au\u00dferdem stecke ich grade in meiner 40er\/50er-Jahre Phase. Das reicht als Grund.<\/p>\n <\/a> Aber von Vorne: <\/strong><\/p>\n Wir beginnen am Morgen mit einem Schwenk durch den Hinterhof. Es ist hei\u00df, wir sehen die Nachbarn durch die Fenster oder im Garten sitzen. Dann schwenkt die Kamera zur\u00fcck zu Jeff (James Stewart<\/a>) und zeigt in wenigen Bildern die Ausgangssituation. Er sitzt schlafend in einem Rollstuhl, sein Bein bis zur H\u00fcfte eingegipst. Neben ihm liegen die Einzelteile einer zerst\u00f6rten Fotokamera und wir sehen Fotos von Explosionen und Aufst\u00e4nden. Jeff ist offensichtlich Fotojournalist und sitzt nach einem Unfall zu Hause.<\/p>\n <\/p>\n Aus Langeweile beginnt er seine Nachbarn zu Beobachten, die wie ich alle nicht so viel von Vorh\u00e4ngen halten. Er beobachtet die leicht bekleidete T\u00e4nzerin, die durch ihre Wohnung turnt, den Pianist, der an seinem Klavier neue St\u00fccke komponiert (und dabei die komplette Musikuntermalung des Filmes on screen einspielt!) und das alte Ehepaar mit Hund. Seine Freundin Lisa (Grace Kelly<\/a>) und die Pflegekraft Stella (Thelma Ritter), die ihn beide t\u00e4glich besuchen, halten nichts von seinem neuen Hobby.<\/p>\n Eines Nachts kann Jeff nicht schlafen und sieht seinen Nachbarn Mr. Thorwald drei Mal mit einer Tasche das Haus verlassen und wiederkommen. Am n\u00e4chsten Tag ist Mrs. Thorwald verschwunden. Jeff kommt auf die zun\u00e4chst weit hergeholte Idee, dass Mr. Thorwald seine Frau ermordet haben muss und beginnt, Beweise zu sammeln: er packt eine S\u00e4ge weg, verschn\u00fcrt einen gro\u00dfen Koffer mit einem Seil etc.<\/p>\n Jeffs Motivation ist verst\u00e4ndlich. Er ist in seinem Job Aufregung gew\u00f6hnt und jetzt in seinem Zimmer gefangen. Langeweile und seine begrenzte Perspektive lassen ihn Schlussfolgerungen ziehen, die so abenteuerlich sind wie sein allt\u00e4gliches Leben.<\/p>\n Mir seiner Hartn\u00e4ckigkeit bringt Jeff auch bald Lisa und Stella dazu, ihm zu glauben, und die beiden beginnen, ihm bei seinen Ermittlungen zu helfen. Auch als der befreundete Kommissar den dreien Beweise bietet, die ihren Ergebnissen widersprechen, lassen sie sich nur schwer von ihren Ermittlungen abhalten.<\/p>\n +++SPOILER+++<\/span> Als dann der Hund des \u00e4lteren Ehepaars tot aufgefunden wird, sind die drei sich sicher, der Wahrheit auf der Spur zu sein. Jeff vermutet, dass der Hund etwas im Blumenbeet entdeckt hat und lockt Mr. Thorwald fort, damit die Frauen nachsehen k\u00f6nnen. Als sie nichts finden, wird Lisa \u00fcberm\u00fctig und steigt in die Wohnung des angeblichen M\u00f6rders ein, um einen endg\u00fcltigen Beweis zu finden. Im Showdown wird sie nicht nur entdeckt, sondern verr\u00e4t aus Versehen auch noch Jeff. Die Szene, in der Jeff klar wird, dass er in seiner Wohnung festsitzt und auf den M\u00f6rder wartet, ist Hitchcocks Suspense im Reinformat.<\/span> +++SPOILER+++<\/span><\/span><\/p>\n <\/p>\n
\nDas Fenster zum Hof<\/em> ist von 1955 und laut Wikipedia Hitchcocks vierzigster Film. W\u00e4hrend manche ihn f\u00fcr einen seiner besten Filme halten, schreien die anderen, dass er viel zu einfach sei. Es stimmt, in dem Film passiert relativ wenig, er spielt nur in Jeffs Wohnung und die unterschiedlichen Figuren im Hof sind einfach und bei weitem nicht dreidimensional angelegt. Dies ist aber grade ein wesentlicher Faktor der Dramaturgie, denn wir, die Zuschauer, sehen alles aus dem Blickwinkel der Hauptfigur, und der reduziert die Nachbarn gerne auf Offensichtliches \u2013 nennt sie Miss Torso und Miss LonelyHearts.<\/p>\n